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Videospiele-Konsolen: Sony zieht Microsoft mit der PS4 in Deutschland davon

Im Rennen um die Vorherrschaft auf dem Markt für Videospielekonsolen hat Microsoft mit seiner neuesten Konsole gegenüber Sony in Deutschland stark an Boden verloren. Das geht aus den aktuellen Daten des Marktforschungsunternehmens Media Control GfK für den Monat Juni hervor, die www.boerse-online.de vorliegen.

Danach hat Microsoft von seiner neuen Xbox One seit der Markteinführung im vergangenen November hierzulande gut 170.000 Einheiten verkauft. Von Sonys PS4 gingen im vergleichbaren Zeitraum mit rund 540.000 Stück gut drei Mal so viele Einheiten über die Ladentheke wie von der Xbox One. Zum Vergleich: Von der PS3 hatte Sony in Deutschland bislang insgesamt rund 4,2 Millionen Einheiten abgesetzt und damit doppelt so viele wie Microsoft von seiner Xbox 360.

Auch weltweit hat Sony mit der PS4 bislang die Nase vorn. Insgesamt haben die Japaner zum 30.6. weltweit rund 8,5 Millionen Einheiten ihrer neuen Daddelstation abgesetzt. Microsoft schaffte im vergleichbaren Zeitraum gerade 4,9 Millionen. Allerdings war die Xbox One zum Start in weniger Ländern verfügbar als die PS4. Zudem lag die Xbox One einschließlich der Bewegungssteuerung Kinect zum Start mit rund 500 Euro rund 100 Euro über der PS4, die ohne Bewegungssteuerung in den Handel kam.

Neben dem Preis führen Beobachter die bislang enttäuschenden Verkäufe der Xbox One auch auf hausgemachte Probleme zurück. So hatte Microsoft seine Bewegungssteuerung zunächst rund um die Uhr im Standby-Modus geplant. Dies hatte bei potenziellen Kunden die Furcht vor einer möglichen Überwachung ausgelöst. Zudem hatte Microsoft ursprünglich eine tägliche Authentifizierung der Nutzer vorgesehen.

Aus dem Fehlstart hat Microsoft die Konsequenzen gezogen. Inzwischen gibt es die Xbox One zum Preis von 399 Euro auch ganz ohne Kinect. Andere umstrittene Pläne wie die geplante Authentifizierung oder den Standby-Modus der Kinect hat der Konzern bereits vor dem weltweiten Marktstart kleinlaut wieder eingestampft.

Bei den Softwareverkäufen in Deutschland hat Branchenprimus Electronic Arts (EA) seine Spitzenposition im ersten Halbjahr verteidigt. Über alle Plattformen kamen die Kalifornier auf einen Marktanteil von 16,7% vor Nintendo mit 13,2 Prozent. Auf Rang 3 lag Ubisoft mit 13,1 Prozent. Die Franzosen verbesserten sich gegenüber dem Vorjahr um einen Platz. Den Erfolg verdankt der größte europäische Videospieleanbieter vor allem seinem neuen Adventure-Game Watch Dogs. Die im Frühjahr gestartete neue Reihe war mit Erlösen von rund 18 Millionen Euro zugleich das umsatzstärkste Spiel in Deutschland.

SAP-Finanzvorstand Mucic: Software AG passt nicht ins SAP-Portfolio

Konzern will trotz Rückzugswelle deutscher Konzerne an US-Listing festhalten

München. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat Spekulationen über eine mögliche Übernahme des kleineren Konkurrenten Software AG zurückgewiesen. Er sehe nicht, dass die Software AG ins Portfolio der SAP passe, sagte der neue SAP-Finanzvorstand Luka Mucic gegenüber der Wirtschaftszeitung €uro am Sonntag. SAP habe „generell in strategisch wichtigen Bereichen“ zugekauft und könne sich „weitere  Übernahmen vorstellen“, sagte Mucic, Priorität habe dabei aber die Cloud.

In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Spekulationen um eine mögliche Übernahme der Software AG durch SAP gegeben. Der Aktienkurs des zweitgrößten  deutschen Softwarehauses war im Wochenverlauf nach einer deftigen Gewinnwarnung um rund 20 Prozent abgestürzt. Angesichts dessen waren die Spekulationen erneut aufgeflammt. Dem trat Mucic nun entgegen.

Zugleich verteidigte der seit Anfang Juli amtierende SAP-Finanzvorstand die US-Notierung des Konzerns. SAP habe im Vergleich zu anderen Konzernen ein hohes Handelsvolumen an der Wall Street. Im Durchschnitt entspreche der US-Handelsumsatz der SAP-Aktie etwa einem Drittel des Handelsvolumens in Frankfurt. Zudem sei ein US-Listing ein „wesentlicher Faktor, um als wichtiger Spieler in den USA wahrgenommen zu werden“, sagte Mucic. Darüber hinaus habe SAP Aktienmitarbeiter-Programme. „Viele unserer Kollegen schätzen in diesem Zusammenhang das US-Listing.“ Von daher sehe man „überhaupt keine Notwendigkeit, beim US-Listing etwas zu ändern“, sagte Mucic der Wirtschaftszeitung.

Seit 2007 hatten unter anderem die Deutsche Telekom, Daimler, BASF oder die Allianz der Wall Street den Rücken gekehrt. Erst Mitte Mai hatte sich auch Siemens von der New York Stock Exchange verabschiedet. Zur Begründung hatten die Unternehmen unter anderem auf das vergleichsweise geringe Handelsvolumen sowie aufwendige Berichtspflichten verwiesen.

 

 

PCs: Lenovo drängt auch in Europa an die Spitze

Computerbauer macht Jagd auf HP – Konzern bereitet Markteinstieg bei Smartphones vor

Aymar München. Der chinesische Computerhersteller Lenovo drängt auch auf dem europäischen PC-Markt an die Spitze: „Wir wollen in der Region EMEA, also in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika mittelfristig die Nummer 1 werden“, sagte Lenovos EMEA-Chef Aymar de Lencquesaing gegenüber dieser Zeitung. Nach Daten des US-Marktforschungsunternehmens Gartner war Lenovo in EMEA zum Jahresauftakt die Nummer 2 hinter Hewlett-Packard. Doch weltweit haben die Chinesen den US-Wettbewerber im PC-Markt bereits von der Spitze verdrängt. Das will Lenovo nun auch in Europa schaffen.

Allerdings ist der Weg weit. Nach Daten des US-Marktforschers Gartner kam Lenovo von Januar bis März im PC-Markt in EMEA auf einen Marktanteil von 15,2 Prozent, HP dagegen auf 19,9 Prozent. Lenovo hat seine Stärken traditionell im Geschäft mit Unternehmenskunden, feiert seit einiger Zeit aber auch im Endkundengeschäft Erfolge. Diesen Weg will der Konzern fortsetzen.

Neben dem Geschäft mit PCs und Mobilrechnern will Lenovo zudem bei Tablets weiter kräftig wachsen: Bei den mobilen Rechnern mit berührungsempfindlichen Displays wolle man in EMEA „auf absehbare Zeit auf Rang 3 vorrücken“, sagte Aymar.

Bei Smartphones steht der Konzern ohnehin vor einem Schub. Die Chinesen hatten im Januar angekündigt, von Google das Smartphone-Geschäft um Motorola zu übernehmen. Sollte der Deal von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden, wäre Lenovo praktisch über Nacht die Nummer 3 hinter Samsung und Apple. Eine Entscheidung der EU-Kommission dürfte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Beobachtern zufolge dürften die Brüsseler Kartellwächter jedoch wohl kaum Einwände haben.

Aymar sagte, Lenovo wolle noch im laufenden Geschäftsjahr (30. März 2015) mit eigenen Smartphones auf den europäischen Markt kommen. Neben Deutschland und Großbritannien seien auch Frankreich, Italien und Spanien „interessante Märkte“. Derzeit prüfe der Konzern, ob man künftig auf eine Ein- oder Zwei-Marken-Strategie um Lenovo und Motorola setze. Die US-Marke scheint dabei jedoch gesetzt. Motorola stehe bei Endkunden immer noch für Technologie, Qualität und Langlebigkeit. Die Bekanntheitswerte seien immer noch „sehr hoch“. Es wäre „daher dumm, diese Marke nicht zu nutzen“, sagte Aymar.

 

 

Interview: Wie der künftige SAP-Finanzchef Luka Mucic den Software-Konzern profitabler machen will

Generationswechsel bei SAP: Am 1. Juli tritt Luka Mucic als neuer Finanzchef an. Mucic und sein Vorgänger Werner Brandt erläutern im großen BO-Interview, was sich seit 2001 bei dem Softwareriesen geändert hat und wie SAP künftig die Rendite steigern will.

 

SAP hat zuletzt durch mehrere Abgänge im Topmanagement von sich reden gemacht. Doch zumindest der nächste Wechsel ist von langer Hand geplant. Zum 1. Juli steigt Luka Mucic (42) zum Finanzvorstand auf. Er folgt auf den seit 2001 amtierenden Werner Brandt (60). BÖRSE ONLINE sprach mit beiden Managern über den Generationswechsel, Analystenzweifel und die größten Herausforderungen der kommenden Jahre.

Oracle setzt zum Gegenschlag gegen SAP an

US-Konzern schickt eigene Echtzeit-Datenbank an den Start

München. Der US-Softwarekonzern Oracle blickt der bevorstehenden Einführung der neuen Echtzeit-Analyse-Datenbank mit großer Zuversicht entgegen. Das Interesse sei „enorm“, sagte Oracle-Deutschlandchef Jürgen Kunz gegenüber BÖRSE ONLINE.

Die neue Datenbank In-Memory Option soll noch in der ersten Jahreshälfte an den Start gehen. Mit Hilfe von Oracles neuester Datenbanktechnologie könnten Unternehmen künftig riesige Datenmengen direkt in mächtigen Arbeitsspeichern analysieren. Dies bringe „ungeahnte Geschwindigkeitsvorteile“, sagte Kunz. Manche Auswertungen, die früher ein ganzes Wochenende benötigten, könnten künftig „binnen einer Minute“ erledigt werden. Dies gehe ganz ohne eine Umstellung der Datenbank-Struktur, erklärte der Oracle-Deutschlandchef mit einem Seitenhieb auf SAP. Deren Echtzeit-Analyse-Tool HANA benötige eine andere Datenstruktur. Bei Oracle sei dies nicht der Fall.

SAP-Aufsichtsratschef – und Vordenker Hasso Plattner hatte als einer der ersten in der Branche das Potenzial der Echtzeit-Analyse erkannt und die Entwicklung von HANA mit Macht vorangetrieben. Im vergangenen Jahr hat der Konzern bereits rund eine Milliarden Euro Umsatz mit dem Mitte 2011 gestarteten Angebot eingefahren. Damit ist HANA das am schnellsten wachsende Software-Produkt in der SAP-Geschichte. Dieser Erfolg hatte die etablierten Datenbank-Anbieter wie Oracle, IBM und Microsoft unter Druck gesetzt. Nun geht der Wettbewerb in die nächste Runde.

Oracle Database In-Memory-Option wird voraussichtlich im Juni in San Francisco vorgestellt. Bei vielen potenziellen Kunden liefen bereits Beta-Tests, sagte Kunz. Mit der Verfügbarkeit der In-Memory-Option für die Oracle Datenbank werde sich am Markt entscheiden, welche Technologie erfolgversprechender sei und sich im Wettbewerb durchsetze. „Wir sind da sehr entspannt“.

Zum aktuellen Geschäft sagte Kunz, bei vielen Unternehmen seien Personalmanagement-Lösungen derzeit ein wichtiges Thema. „Mit den geburtenschwächeren Jahrgängen wird der Kampf um die besten Talente für die Unternehmen immer wichtiger.“ Bei der Rekrutierung und Identifizierung von talentierten Nachwuchskräften griffen immer mehr Unternehmen daher auf spezielle Software-Lösungen aus der Cloud zurück. Hier gebe es einen regelrechten „Schub“.

Zudem arbeiteten viele Unternehmen mit Hochdruck an der Verbesserung ihrer Kundenbeziehungen und an neuen Dienstleistungen. So spiele in der Automobil-Industrie das Thema vernetztes Auto eine große Rolle. Künftig würden viele Fahrzeuge ab Werk mit vorkonfigurierten Diensten ausgeliefert. Außerdem würden in den nächsten Jahren Themen wie Mobilitätskonzepte oder selbst fahrende Autos erheblich an Bedeutung gewinnen. „Die Datenvolumina, die hier anfallen, sind riesig.“ Viele Unternehmen könnten das mit ihren eigenen IT-Landschaften nicht mehr stemmen und seien daher offen für die Anbindung externer Rechenkapazitäten.

Zugleich verteidigte Kunz den Kauf der Server-Sparte von Sun. Die Akquisition sei richtig gewesen. Zwar habe es länger gedauert, als erwartet, das Geschäft zu drehen, doch inzwischen gäbe es in allen Server-Sparten wieder Wachstum, während der Wettbewerb Umsatzrückgänge ausweise, sagte Kunz.

 

 

SAP peilt bei Cloud-Lösungen hohe Margen an

 Designierter Finanzvorstand Mucic: Langfristig mindestens Margen wie im klassischen Software-Verkauf – Konzern will sich bei Zukäufen künftig vor allem auf kleinere Unternehmen konzentrieren

 

München. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP peilt im Cloud-Geschäft langfristig mindestens die gleiche Profitabilität wie beim traditionellen Verkauf von Software: „Ich habe keine Zweifel, dass man langfristig mit dem Cloud-Geschäft Margen erzielen kann, wie mit dem klassischen Lizenz-Modell und sogar noch bessere“, sagte der designierte Finanzvorstand in einem Gespräch mit der Wirtschaftszeitung €uro am Sonntag. Es gebe viele Hebel, um die Profitabilität mit Cloud-Lösungen zu steigern, „allen voran Skaleneffekte“, sagte Mucic.

Außerdem könne SAP „im Vergleich zu reinen Cloud-Anbietern klare Synergien“ im Vertrieb und der Entwicklung nutzen. SAP habe Entwicklung und Vertrieb von klassischer Software und Cloud-Lösungen zusammengelegt. „Wir müssen also nicht noch mal alles neu aufbauen oder zusätzliche Kapazitäten schaffen“, sagte Mucic, der zum 1. Juli die Nachfolge des amtierenden SAP-Finanzchefs Werner Brand übernimmt.

Zuletzt hatten etwa die Analysten von UBS Zweifel geäußert, ob die Walldorfer mit der Vermietung von Software ähnlich profitabel sein können wie mit dem Verkauf entsprechender Lösungen und dabei unter anderem auf den deutlich vereinfachten Anbieterwechsel bei Cloud-Lösungen hingewiesen.

Mit Cloud-Lösungen könnten Kunden einfacher zum Wettbewerb wechseln, bestätigte auch Mucic. Daher müsse SAP künftig „ein hohe Kundenzufriedenheit schaffen und so die Quote der Vertragsverlängerung“ bei Cloud-Verträgen hochhalten. Dies führe über „wesentlich geringere Vertriebskosten“ zu steigender Profitabilität. Zudem werde das Geschäft so berechenbar.

Nach mehreren größeren Zukäufen will sich der Konzern künftig vor allem auf kleinere Zukäufe mit technologisch komplementären Angeboten konzentrieren. Der Markt sei bereits stark konsolidiert. „So viele Unternehmen, die auch noch unser Portfolio ohne Überlappungen ergänzen würden, gibt es nicht mehr“, sagte Mucic. Von daher sei „die Wahrscheinlichkeit größer, dass es künftig eher um gezielte Portfolio-Ergänzungen“ gehe.

Unterdessen peilt der amtierende SAP-Finanzchef Werner Brandt nach dem Abschied aus dem Vorstand kein Aufsichtsratsmandat bei SAP an. Er werde nach dem Ausscheiden im Sommer zwar weitere Aufsichtsratsmandate üernehmen, sagte Brandt in dem Doppel-Interview mit €uro am Sonntag. Der Aufsichtsrat der SAP stehe jedoch „nicht zur Debatte“.

Umbau im SAP-Vorstand: Warum Entwicklungschef Sikka seinen Hut nimmt

Bei SAP geht der Umbau im Vorstand weiter. Gut einen Monat vor der Kundenmesse Sapphire nimmt Entwicklungsvorstand Vishal Sikka seinen Hut. Die Gründe, die Folgen für die SAP-Aktie.

 

Bei deutschen Unternehmen ist das Wochenende für wichtige Entscheidungen eigentlich tabu. Dann gönnen sich Aufsichtsräte, Vorstände und ihre Stäbe eine Auszeit und die meisten Zeitungsredaktionen arbeiten auch nur mit halber Kraft.

Doch bei SAP ist das anders. In den vergangenen Jahren hat Europas größter Softwarekonzern bevorzugt am Sonntag Abend wichtige Personalentscheidungen verkündet. So wurde der zuletzt intern und extern arg umstrittene Vorstandschef Leo Apotheker am Abend des 7. Februar 2010 von Aufsichtsratschef Hasso Plattner gefeuert. Es war ein Sonntag Abend. Auch den Rückzug des SAP-Co-CEO Jim Hagemann Snabe aus dem Vorstand und die Beförderung von Co-CEO Bill McDermott zum alleinigen Vorstandschef vermeldete der Konzern pünktlich zum Tatort am Sonntag Abend (22.7.2013).

Gestern Abend flimmerte gerade der Münchner Tatort „Am Ende des Flurs“, als SAP die nächste Vorstandspersonalien verkündete. Entwicklungsvorstand Vishal Sikka ziehe sich „aus persönlichen Gründen“ und ab sofort aus dem Vorstand zurück, meldete der Konzern um 21.57 per Adhoc. Sein Nachfolger wird der deutsche Entwicklungsprofi Bernd Leukert. Der Betriebsingenieur ist einer der wichtigsten Köpfe hinter SAPs Hoffnungsträger, der Echtzeitanalyse HANA.

Sikkas Demission kommt für Analysten und Investoren völlig überraschend. Der Informatiker mit einem Doktor-Titel der kalifornischen Elite-Uni Stanford galt als engster Vertrauter von Aufsichtsratschef Hasso Plattner. Gemeinsam mit Konzernübervater Plattner hatte Sikka in den vergangenen Jahren vor allem die Entwicklung von HANA vorangetrieben. Intern indes war Sikkas Abgang nicht unerwartet. Seit Wochen waberten in Walldorf Gerüchte, Sikkas Tage bei SAP seien gezählt.

Unerfüllte Ambitionen

Die Hintergründe für Sikkas Schritt sind bislang nicht vollständig geklärt. Doch die wahrscheinlichste Version hat mit Sikkas Ambitionen zu tun. Immerhin galt der Inder spätestens seit dem im vergangenen Sommer angekündigten Rückzug von Snabe in der Branche als möglicher künftiger SAP-Chef. Auch Sikka selbst habe sich Hoffnungen auf eine Beförderung gemacht, heißt es aus Walldorf. Doch offenbar wollte Plattner seinem Ziehsohn diesen Wunsch nicht erfüllen wollen – ungeachtet der Männer-Freundschaft zwischen beiden.

Stattdessen setzt der umtriebige SAP-Mitgründer bei seinem Lebenswerk künftig voll auf eine Alleinspitze unter Bill McDermott. In den vergangenen Jahren hatte sich Plattner wiederholt über den angeblich nachlassende Enthusiasmus am Konzernsitz in Walldorf beklagt und auf die Innovationswut im Silicon Valley verwiesen. Vom US-Amerikaner McDermott an der Konzernspitze erhofft sich Plattner offenbar künftig klarere Verantwortlichkeiten und mehr Dampf im Maschinenraum – und zwar ohne Kompromisse: „Bill ist bei Hasso Plattner gesetzt“, heißt es aus der Zentrale – und spätestens jetzt der starke Mann im weitverzweigten SAP-Reich.

Am Konzernsitz indes sorgen die wiederholten Vorstandswechsel inzwischen für geballten Unmut. SAP habe eine „katastrophale Personalpolitik“, sagt ein Mitarbeiter, der lieber ungenannt bleiben möchte, mit Blick auf die jüngsten Vorstandswechsel. Erst im Vorjahr waren etwa Cloud-Chef Lars Dalgaard und Personalchefin Luisa Delgado gegangen.

Riskante Strategie

Zudem gilt die Strategie vielen als riskant. Denn mit dem Abgang von Sikka geht dem Konzern allmählich der CEO-Nachwuchs flöten. Der erfahrene und unter Investoren angesehene Finanzvorstand Werner Brandt etwa scheidet kurz nach der Hauptversammlung aus. Sein designierter Nachfolger Luka Mucic muss sich die Reputation erst noch erarbeiten. Das zur Führung des Softwareriesen nötige Technologie-Knowhow fehlt ihm ohnehin.

Der künftige Entwicklungsvorstand und Sikka-Nachfolger Bernd Leukert ist zwar ein hervorragender Kopf. Doch auch er muss in seiner neuen Rolle zunächst an Format gewinnen. Vertriebsschef Bob Enslin, der mit Leukert nun in den Vorstand aufrückt, ist ein Mann McDermotts. Ob er das Standing hat, den Konzern eines Tages alleine zu führen, muss sich noch erweisen. Und Support-Vorstand Gerd Oswald werden aus Altersgründen eh keine großen Ambitionen mehr nachgesagt.

Bliebe noch Jim Hagemann Snabe. Der Däne hätte das Format, den Konzern zu führen – notfalls auch alleine. Doch Snabe wechselt mit der HV in den Aufsichtsrat. Dort – so spekulieren einige in Walldorf – könnte er eines Tages Plattner ablösen, wenn der rastlose Firmen-Patriarch eines Tages aufs Altenteil zurückziehen sollte. Wann das sein wird, gilt selbst unter erfahrenen Walldorf-Astrologen als Mysterium.

 

Siemens: Großbaustelle am Wittelsbacherplatz

Bürokratisch, chaotisch, verschnarcht: Mit der von Ex-Chef Peter Löscher betriebenen Einführung einer Vier-Säulen-Strategie ist der Münchner Siemens-Konzern schwer in die Defensive geraten. Nun plant Löschers Nachfolger Joe Kaeser den Befreiungsschlag. Weshalb Anleger sich bei der Siemens-Aktie schon mal auf die Lauer legen sollten.

Um den Münchner Siemens-Konzern ist es in den vergangenen Monaten ungewohnt ruhig geworden. Zwar sorgte der neue Konzernchef Joe Kaeser am Mittwoch mit einem peinlichen Kotau vor Russlands Präsident Putin für Aufsehen („Herr Präsident, ich darf Ihnen zunächst für die herausragende Olympiade gratulieren. Das war für die Welt eine gelungene Zusammenkunft.“). Doch ansonsten dringt derzeit kaum noch ein Laut aus der sonst so mitteilsamen Siemens-Zentrale im Herzen Münchens. Aber hinter den ehrwürdigen Mauern am Wittelsbacherplatz werden die Tage derzeit immer länger – und das liegt nicht an der Sommerzeit.Fieberhaft und sorgsam abgeschottet vom Rest der Mannschaft arbeitet der Vorstand um Kaeser und seinen Strategiechef Horst Kayser an einem weitreichenden Konzernumbau. Noch sind die Pläne streng geheim. Doch am 8. Mai ist es damit vorbei. Dann will der zum 1. August als Nachfolger für den geschassten Siemens-Boss Peter Löscher an die Konzerspitze berufene Kaeser seine Vorstellungen erstmals öffentlich präsentieren.Klar ist schon jetzt: Es wird kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. „Wir erwarten, dass Siemens seinen strategischen Fokus deutlich schärft“, schreibt etwa Andreas Willi, Siemens-Analyst bei JP-Morgan in einer aktuellen Studie und zeichnet schon mal ein „hypothetisches Szenario“: Danach dürfte Kaeser die vier von Löscher eingeführten Sektoren Industrie, Energie, Medizintechnik und Infrastruktur auflösen und sie durch die sechs Sparten Stromerzeugung, Energieübertragung, Energieverteilung, Industrie- und Bahnsteuerung, Gebäude-Technologie und Gesundheit ersetzen.

Aber Kaeser dürfte sich wohl kaum auf den organisatorischen Umbau beschränken. Künftig könnte jeder Vorstand für eine Einheit auch wieder operativ direkt verantwortlich sein und zusätzlich eine Zentral-Funktion wie Personal oder IT übernehmen. Damit würde die Macht der Zentral-Vorstände deutlich ausgeweitet – zulasten der bislang einflussreichen Spartenchefs.

Auf Seite 2: Überfälliger Umbau

 

Überfälliger Umbau

Doch dem Niederbayern bleibt kaum eine andere Wahl. Denn die von Löscher eingeführte Vier-Säulen-Strategie erwies sich rasch als Management-Gau. Statt neue Wachstumsmärkte wie den von Löscher ausgerufenen Jahrhundert-Trend Megacitys mit einem angeblichen Umsatzpotenzial von 300 Milliarden Euro zu beackern, war der Konzern verstärkt mit sich selbst beschäftigt. Auch die potenziellen Kunden murrten immer vernehmlicher: Denn während es früher einen zentralen Ansprechpartner gegeben hatte, musste sich die anspruchsvolle Klientel unversehens mit drei, vier und noch mehr Siemens-Mitarbeitern rumschlagen. Zudem wucherte die Bürokratie im weit-verzweigten Siemens-Reich ungebremst vor sich hin. Praktisch in jedem Sektor wurden alle Konzernfunktionen wie Personal oder Finanzen gleich noch mal aufgebaut.

Auch inhaltlich erwies sich die neue Struktur als Flop. Beispiel Städte- und Infrastruktur: Unter das Mega-City-Dach – im Konzernjargon auch als „Peters Resterampe“ belächelt – packte Löscher kurzerhand ICE-Züge, Gepäckförderanlagen oder Videoüberwachungssysteme. Von den von Löscher vollmundig angekündigten Synergien fehlte bis zuletzt jede Spur.

Zusätzlich verschärft wurde die ohnehin trostlose Lage noch durch immer offensichtlichere Management-Desaster. So kostete der Dauerstreit mit der Bahn wegen angeblich mangelhafter ICE-Züge (Kaeser: „eine Mega-Peinlichkeit“) den stolzen Konzern einen dreistelligen Millionen-Betrag. Auch der verpatzte Anschluss der Windparks in der Nordsee wurde zum Millionen-Grab. Alleine im Geschäftsjahr 2011/2012 musste der Konzern wegen der Verzögerungen über 570 Millionen Euro abschreiben.

Kein Wunder also, dass der Rendite-Abstand der Münchner zum Branchenprimus General Electric riesig bleibt. Der US-Konzern legte im Vorjahr eine operative Marge von 18 Prozent hin. Siemens schaffte gerade mal 7,5 Prozent – viel zu wenig meckern Analysten.

 

Fokus auf Profitabilität

Nun will Kaeser die überfälligen Konsequenzen ziehen. Siemens sei zwar ein starkes Unternehmen, sagte Kaeser Mitte März auf einem Management-Kongress in München. „Dennoch wachsen unsere Wettbewerber schneller und erzielen eine höhere Ertragskraft“. Darauf müsse Siemens reagieren und sich stärker auf profitable Bereiche konzentrieren.

Die Aussage deutet darauf hin, dass die Ertragsperlen Industrie-Automation, Power Generation oder Röntgen-Geräte weiterhin eine rosige Zukunft im Siemens-Reich haben. Mit operativen Margen (Ebita) zwischen 14,5 und 18,7 Prozent verdienen die Münchner hier richtig gutes Geld.

 

Verkaufskandidaten

Fragezeichen stehen dagegen hinter der Zukunft anderer Konzern-Bereiche. Das Geschäft mit Hörgeräten dürfte über kurz oder lang erneut zur Disposition stehen. Bereits 2010 hatten die Münchner den Bereich auf die Verkaufsliste gesetzt, dann aber die Notbremse gezogen. Medienberichten zufolge lagen die Gebote damals deutlich unter dem angestrebten Verkaufspreis von zwei Milliarden Euro. Auch der Verbleib des Metallurgie-Geschäfts ist laut JP Morgan offen. Hier wäre ein Verkaufserlös von 500 Millionen bis einer Milliarde Euro drin, schätzt JP Morgan-Analyst Willi.

Selbst der Verkauf des Großteils der Healthcare-Sparte könnte wieder ein Thema werden, glaubt Willi. Immerhin hatte Siemens die Idee bereits vor gut einem Jahr öffentlich diskutiert, aber dann wieder fallen lassen. Nun könnte Kaeser einen neuen Anlauf nehmen.

Eine klarere Ausrichtung auf renditestärkere Bereiche sowie eine stärkere operative Verantwortung des Vorstands käme unter Investoren gut an. Zudem könnte Kaeser am 8. Mai auch mit weiteren Kosteneinsparungen am Kapitalmarkt punkten. Die Erwartungen an Kaesers Neuaufstellung jedenfalls sind hoch: „Ein Non-Event“, ist sich JP Morgan-Analyst Willi sicher, „kann sich der Konzern nicht leisten“.

 

Google: Die neue C-Klasse

Google hat mit einem Aktiensplit und der Einführung stimmrechtsloser C-Class-Aktien für viele Fragen bei Investoren gesorgt. Warum die Google-Bosse neue Aktien ausgeben

Die beiden Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page halten die Zügel gern selbst in der Hand: „Wir schaffen eine Unternehmensstruktur, die darauf abzielt, Stabilität über einen sehr langen Zeitraum zu schaffen“, erklärten die beiden selbstbewussten Unternehmensgründer vor dem Börsengang des Unternehmens im Jahr 2004. Im Klartext: Wir sorgen dafür, dass wir auch nach dem Börsengang das Sagen haben. Daran hat sich nichts geändert – im Gegenteil.

Ab Dienstag in deutschen Depots Seit gestern werden die neuen und stimmrechtslosen C-Klasse-Aktien gehandelt. Je A-Aktie (Ticker: GGOGL) erhalten alle Anteilseigner jeweils eine neue C-Aktie (GOOG). Insgesamt kommen im Rahmen eines Aktiensplits im Verhältnis 2:1 so rund 330 Millionen neue Aktien in den Handel. Bankvertreter erwarten, dass die neuen Aktien zügig in den deutschen Depots liegen werden. „Wir rechnen damit, dass die C-Class-Shares bis Dienstag eingebucht sind“, heißt es etwa bei der Commerzbank.

Die neuen C-Class-Shares will Google künftig offenbar als Akquisitionswährung bei Übernahmen oder im Rahmen von Vergütungsprogrammen an Mitarbeiter ausgeben, ohne ihre Kontroll-Mehrheit am Unternehmen zu verwässern. Die starke Position der beiden Unternehmensgründer Larry Page und Sergey Brin bleibt damit auf absehbare Weise gesichert. Das Google-Duo kontrolliert den Konzern über die nicht börsennotierten B-Class-Shares. Sie sichern den Inhabern pro Stück ein zehnfaches Stimmrecht.

Insgesamt verfügen Brin und Page über 84 Prozent der Highend-Aktie. Das entspricht rund 56 Prozent der Google-Stimmrechte. Damit ist klar: Ohne die beiden Sunnyboys geht im weit verzweiten Google-Imperium auch in den nächsten Jahren nichts.

Leise Kritik von Investoren

Bei Investoren ist die Konstellation durchaus umstritten: „Idealerweise würde man sich wünschen, dass alle Aktionäre gleich behandelt werden. Und natürlich bin nicht gerade begeistert“, sagt Ryan Jacob, Chef von Jacob Internet Fund in New York. Aber Page und Brin „hätten das Recht, die Machtverhältnisse abzusichern, so wie wir das Recht haben, die Aktie zu halten oder zu verkaufen.“ Abgesehen von der Frage nach dem lauen Mitspracherecht fragen sich viele Aktionäre zudem, ob sie künftig eher auf die A- oder C-Klasse-Aktien setzen sollen.

Doch die Kursdifferenzen dürften auf absehbare Zeit sehr überschaubar sein und das Risiko bleibt begrenzt. Denn erstens bleiben beide Aktien-Klassen bis auf weiteres im S&P500 notiert. Zudem haben Brin und Page schon eine Notfall-Zusage gemacht. Für den Fall, dass der Kurs der C-Klasse-Aktien im ersten Jahr um mehr als einen Prozent vom Kurs ihrer A-Klasse-Geschwister abweicht, hat der Verwaltungsrat bereits einen möglichen Ausgleich in Aussicht gestellt. Je nach Differenz winkt dann eine Kompensation zwischen 20 Prozent (bei einer Kurs-Differenz von ein bis zwei Prozent zwischen beiden Gattungen) bis hin zu 100 Prozent, sofern die C-Klasse-Aktien auf Jahressicht um über fünf Prozent hinter der A-Klasse zurückbleiben sollten.

SAP: Einfach ist das neue Schwarz

Konzern überarbeitet die Langfrist-Strategie: Softwareriese will Strukturen und Angebote vereinfachen und bis 2020 zum weltweit führenden Cloud-Anbieter aufsteigen 

München. Das Walldorfer Softwarehaus SAP will seine Strukturen und Angebote in den kommenden Jahren entschlacken und bis 2020 zum weltweit führenden Cloud-Anbieter aufsteigen. „Wir wollen alles vereinfachen, damit wir alles machen können“, heißt es in der vertraulichen Langfrist-Planung („SAP Strategy 2014“), die BÖRSE ONLINE vorliegt. SAP müsse die „Adaption seiner Innovationen durch Einfachheit und eine verbesserte Nutzeroberfläche erhöhen“. Das Ziel sei „zweistelliges Wachstum bei Nutzern, Auftragseingang und Umsatz“.

Im Mittelpunkt der „SAP Strategie 2014“ steht eine umfassende Ausrichtung auf die Cloud und die Technologieplattform SAP HANA. Bei HANA liegen die Daten nicht mehr auf Festplatten, sondern direkt in riesigen Arbeitsspeichern. Dies ermöglicht bislang ungeahnte Geschwindigkeitsvorteile. „SAP Cloud powered by HANA“ solle die zentrale „Geschäftsplattform unserer Branche“ werden, heißt es in dem Papier. „Alle Anwendungen werden für HANA bereitstehen“, heißt es in der als „Streng vertraulich – nur für den internen Gebrauch“ gekennzeichneten Präsentation.

Die klare Ausrichtung auf das Geschäft mit Mietsoftware (Cloud) will der Konzern auch in der Markenführung unterstreichen. Danach will sich das größte europäische Softwarehaus künftig offenbar als „SAP – DAS Cloud-Unternehmen“ („SAP – THE Cloud company“) positionieren.

Im Zuge der Konzentration auf die Cloud plant der Konzern zudem eine Neugliederung seines Angebots. Statt wie bislang in fünf Produkt-Kategorien (Anwendungen, Analyse, Mobil, Datenbanken und Cloud) will SAP seine Lösungen künftig in die Bereiche Nutzeroberfläche, Anwendungen, Analyse und der HANA Plattform aufteilen.

Ein Unternehmenssprecher bestätigte die Pläne auf Anfrage. SAP unterstütze durch die Vereinfachungen bei Lösungen, Support oder der Kundenansprache die Erreichung der langfristigen Ziele. Nach den unlängst aktualisierten Vorgaben soll der Cloud-Umsatz bis 2017 auf drei bis 3,5 Milliarden Euro steigen. Im laufenden Jahr peilt das Unternehmen 950 Millionen bis eine Milliarden Euro Umsatz im Geschäft mit Mietsoftware an.

„Mobile first“

Den Unterlagen zufolge wollen die Walldorfer in Zukunft grundsätzlich alle Anwendungen zunächst für den Einsatz auf mobilen Endgeräten entwickeln („mobile first“). Nach früheren Angaben arbeitet der Konzern unter dem Projektnamen Fiori konzernweit an einer völlig neu gestalteten und stark entschlackten Nutzer-Oberfläche. Sie lehnt sich an die Gestaltung von Apps – also kleiner Zusatzprogramme für Tablets oder Smartphones – an und soll Nutzern nur noch die jeweils benötigten Funktionen liefern. Das Vorhaben gilt wegen der nötigen sehr feingliedrigen Aufteilung der Daten und Inhalte als sehr anspruchsvoll.

SAP hatte im vergangenen Mai auf seiner Kundenmesse Sapphire in Orlando im US-Bundesstaat Florida erstmals öffentlich über Fiori gesprochen. Beobachter erwarten, dass der Konzern die runderneuerte Oberfläche noch in der ersten Jahreshälfte 2014 präsentieren könnte, möglicherweise bereits auf der nächsten Sapphire Anfang Juni.

Neben der technologischen Vereinfachung strafft SAP auch den Vertrieb. Seit Anfang Januar hat das Unternehmen den Verkauf von traditionellen Software-Lösungen und Cloud-Angeboten zusammengeführt. Die Kunden hätten damit „nur noch einen einzigen Ansprechpartner“, sagte ein SAP-Sprecher.

Mit dem Schritt zieht der Vorstand die Konsequenzen aus der wachsenden Kritik von Kunden. SAP hatte in den vergangenen Jahren Cloud-Anbieter wie Success Factors oder Ariba übernommen und dabei parallel auch einen weiteren Vertrieb für Mietsoftware unterhalten. Dies hatte zu spürbaren Reibungsverlusten geführt. Nun sollen potenzielle Kunden jeweils eine zentrale Anlaufstelle für Cloud-Lösungen und traditionelle Softwarelösungen erhalten.

Zugleich soll das Angebot von vorkonfigurierten Lösungen weiter ausgebaut werden. Bei den so genannten Rapid Deployment Solutions garantiert SAP eine rasche Installation neuer Programme. Die RDS hatten sich in den vergangenen Jahren bewährt und die Einführungszeiten bei den SAP-Kunden spürbar verkürzt.

Zur Begründung für die geplante Vereinfachung verweist der Konzern auf die Rückmeldung von Kunden und Mitarbeitern. In den vergangenen Jahren hatten viele Kunden über die ständig wachsende Komplexität ihrer IT geklagt. Viele Innovationen seien angesichts der aufwändigen Installationen kaum noch zu integrieren, monierten die Chefs der IT-Abteilungen vieler Unternehmen. Die immer schwerer zu steuernden Software-Lösungen großer Konzerne gelten als einer wichtigsten Treiber für den Boom bei Cloud-Lösungen. Statt eines Kaufs mieten die Unternehmen die Software dabei, der Zugriff erfolgt über das Web. Aufwändige und langwierige Implementierungen entfallen auf diese Weise häufig.

Auch bei den Mitarbeitern war die Zufriedenheit mit der Unternehmensstrategie zuletzt gesunken. In der jüngsten Mitarbeiterumfrage war die Zustimmung zu Strategie und Ausrichtung um neun Prozentpunkte auf 65 Prozent besonders stark gefallen. An seinen deutschen Standorten kam der Konzern gar nur noch auf 57 Prozent Zustimmung. Angesichts dessen hatte der scheidende SAP-Finanzchef Werner Brandt Nachholbedarf bei der Kommunikation ausgemacht. Man nehme die Kritikpunkte sehr ernst und werde sie in der anstehenden Überarbeitung der Strategie berücksichtigen, hatte er Ende November erklärt. Es gehe um „eine deutliche Vereinfachung der SAP in allen Bereichen“, hatte Brandt damals gegenüber der Nachrichtenagentur dpa angekündigt. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Am Geschäft mit traditionellen Softwarelösungen will der Konzern aber festhalten. In Märkten wie China oder dem Mittleren Osten dürften auch weiterhin herkömmliche Softwarelösungen den Vorzug erhalten. Doch verfüge das Cloud-Modell langfristig über die größeren Umsatzpotentiale. Bis 2015 werde der weltweite Umsatz mit traditionellen Softwarelösungen um elf Milliarden Dollar steigen. Bei Cloud-Lösungen winke dagegen ein Zuwachs um 17 Milliarden Dollar, heißt es in der Präsentation.

Verstärkte Branchenfokussierung

Neben den Änderungen bei Technologie und Organisation plant SAP zudem eine stärkere Branchen-Fokussierung. Künftig werde man sich wieder vermehrt auf Schlüsselbranchen wie Finanzdienstleister, Handel, Öffentlicher Sektor und Gesundheit konzentrieren und die entsprechenden Marktanteile in diesen Bereichen steigern. Zudem will das Unternehmen den Unterlagen zufolge zusätzlich zu den „strategischen Investitionen in China, Russland, und dem Mittleren Osten auch die Investitionen und die lokale Präsenz in Afrika“ erweitern.

SAP hatte am 21. Januar die eigenen Zielvorgaben angepasst und eine höhere Profitabilität zugunsten des Wachstums zurückgestellt. Danach will der Weltmarktführer für Software zur Steuerung von Unternehmen den Umsatz bis 2017 auf über 22 Milliarden Euro steigern und eine operative Marge von 35 Prozent erreichen. Bislang wollte der Konzern diese Rendite bereits 2015 erreichen.